Nachhaltigkeit im Donaumoos: Paludikulturen als Lösung?

Neuburger Nachhaltigkeitsgespräche zur Wiedervernässung von Mooren

Gerhard Grande brachte Beispiele mit, wie Paludikulturen verarbeitet werden können. (Foto: THI)

Bei den Neuburger Nachhaltigkeitsgesprächen am 4. Juni wurde die Wiederverwässerung bayerischer Moore, besonders des Donaumooses, thematisiert. Diese Maßnahme ist entscheidend für Klimaschutz und Klimaanpassung, steht jedoch vor großen Herausforderungen hinsichtlich der landwirtschaftlichen Nutzung.

Prof. Dr. Oliver Blask von der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) erläuterte, dass Bayern seine Moorschutzziele nur erreicht, wenn ein Viertel der Moore wiedervernässt wird. Viele Moorflächen sind jedoch für die Landwirtschaft trockengelegt, was wirtschaftliche Einbußen für Landwirte bedeutet, wie Dr. Johann Habermeyer, 2. Bürgermeister der Stadt Neuburg an der Donau und Landwirt im Nebenerwerb, betonte.

Eine mögliche Lösung können Paludikulturen sein, deren Fasern in der Bauindustrie verwendet werden können. Diese Pflanzen, wie Schilf oder Seggen, sind an feuchte Bedingungen angepasst und wachsen besonders gut auf intakten Moorflächen. Die Fasern der Paludikulturen eignen sich für verschiedene industrielle Anwendungen, beispielsweise in der Bauindustrie zur Herstellung von Dämmplatten oder als Ersatz für Materialien wie Kunststoff und Glas. Da es sich um nachwachsende Rohstoffe handelt, können sie nachhaltiges Bauen fördern und bieten eine nachhaltige Alternative zur herkömmlichen landwirtschaftlichen Nutzung von Moorböden.

Swantje Furtak, Journalistin und Filmproduzentin, erkennt in der Renaturierung von Moorflächen transformatives Potenzial für Gesellschaften. So konnten in Indonesien beispielsweise das Aufkommen schwerer Moorbrände reduziert werden, indem Moore renaturiert und Moorschutzdörfer gebaut wurden. Auch in Deutschland, so zum Beispiel in Greifswald, wurde Wohnraum in Form eines sogenannten Tiny Houses geschaffen, welcher ausschließlich aus Paludifasern gebaut wurde. Paludifasern, bekräftigte Furtak, können nachhaltiges und kostengünstigeres Bauen vorantreiben.

Gerhard Grande vom Donaumoos Zweckverband präsentierte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern erfolgreich verarbeitete Paludifasern als Dämmplatten und Schalen. Dennoch bleibt die Wirtschaftlichkeit dieser Fasern bisher noch eine Herausforderung. In der Diskussion der Veranstaltung wurde deutlich: Staatliche Förderungen seien unerlässlich, um die Wiedervernässung und Nutzung von Paludifasern in der Region 10 voranzutreiben.

Wollen Sie mitdiskutieren? Die Neuburger Nachhaltigkeitsgespräche finden im Sommersemester zu festgelegten Terminen jeweils dienstags von 18.30 bis 20.00 Uhr am Campus Neuburg statt. Weitere Informationen zu den Gesprächsrunden finden sich unter www.thi.de/NNG

Organisiert werden die Neuburger Nachhaltigkeitsgespräche vom Projekt „Mensch in Bewegung“.