Klimaextreme meistern: Klimaangepasstes Bauen als Schlüssel zur Prävention

Abschlussveranstaltung der Neuburger Nachhaltigkeitsgespräche 2024 mit großem Zulauf

v. l. n. r.: Prof. Dr. Simone Linke, Prof. Dr. Andreas Haese, Walter Lenk und Dipl.-Ing. Felix Denzinger diskutierten über Klimaangepasstes Bauen (Foto: THI).

Den Abschluss der diesjährigen Neuburger Nachhaltigkeitsgespräche bildete am 11. Juni eine Veranstaltung zum klimaangepassten und klimaresistenten Bauen. Die gut gefüllten Reihen, das interessierte Publikum und die lebhaften Diskussionen zeugten von großem Interesse am Thema.

Prof. Dr. Andreas Haese von der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) zeigte zunächst die wachsende Bedeutung von Klimaextremen aus Sicht des Bauens auf. Durch den fortschreitenden Klimawandel steigt die Wahrscheinlichkeit von extremen Wetterereignissen wie Überschwemmungen, Starkregen, Sturm, Wind, Hagel und Hitze, die potenziell Schäden an Gebäuden verursachen können. Vor diesem Hintergrund müssen die Gebäude der Zukunft so konzipiert sein, dass sie diesen Gefahren standhalten können.

Felix Denzinger, Diplomingenieur für Architektur, wies auf die vielen Zielkonflikte hin. So sollen Gebäude nicht nur recycelbar, effizient und langlebig sein, sondern auch Ressourcen schonen. Nicht immer sind diese Anforderungen miteinander vereinbar.

Ein wichtiger Ansatz zum Wärmeschutz in Städten ist die Begrünung von Fassaden, Dächern und Freiflächen, wie Simone Linke, Professorin für Stadt- und Landschaftsplanung an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, erklärte. Begrünungen können als Wasserspeicher dienen, Gebäudefassaden schützen, Temperaturen senken und als natürlicher Filter für Schadstoffe und Kohlendioxid wirken. Linke betonte jedoch, dass die Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis oft eine Herausforderung sei und dass eine nachhaltige Stadtentwicklung ohne eine Änderung des Verkehrsverhaltens nur schwer zu realisieren sei. Der Bedarf an Autoparkplätzen müsse reduziert werden, um Flächen für andere Zwecke zu nutzen und die Städte klimaresistenter und lebenswerter zu machen.

Walter Lenk von der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft für den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen stellte ein eindrucksvolles Beispiel guter Praxis vor: ein Nachverdichtungsprojekt in einer Neuburger Siedlung, das in den Medien als "Leuchtturmprojekt" bezeichnet wurde. Das Gebäude weist eine positive Flächenbilanz auf - es wurde mehr Fläche entsiegelt als versiegelt - und verfügt über ein nachhaltiges Wärmeversorgungs- und Wasserversickerungskonzept sowie ein begrüntes Flachdach.

Dipl.-Ing. Felix Denzinger zeigte an einem Beispiel aus Ingolstadt, welche nachhaltigen Gebäudekonzepte im Bestand möglich sind. Dort wurde auf einem ehemaligen Supermarkt ein Studentenwohnheim in Holzbauweise errichtet, die leerstehenden Kellergeschosse wurden zu einer Tiefgarage umfunktioniert.

Die Klimaanpassung bei denkmalgeschützten Gebäuden ist eine weitere komplexe Herausforderung. Hier steht oft der Erhalt des historischen Erscheinungsbildes im Vordergrund, aber auch historische Stadtkerne können klimaresilienter gestaltet werden. Prof. Dr. Linke betonte, dass Klimaanpassung ein lokales Thema ist und ein Umdenken in allen Bereichen erfordert.

Mit dieser letzten erfolgreichen Veranstaltung wurde die diesjährige Reihe der Neuburger Nachhaltigkeitsgespräche abgeschlossen. Weitere Informationen zu den Dialogrunden finden Sie unter www.thi.de/NNG.

Die Neuburger Nachhaltigkeitsgespräche wurden vom Projekt "Mensch in Bewegung" organisiert.